1. Mai 2020

Auf der Suche nach Wertschätzung und Respekt

Natürlich finden momentan jede Menge Diskussionen über die aktuelle Situation statt. Über Sinn und Unsinn der Maßnahmen, über Sinn und Unsinn der Aussagen verschiedener Experten.
Es ist auch gut, dass es so ist! Gut, dass Menschen kritisch sind, hinterfragen und verschiedene Blickwinkel einnehmen und diskutieren.
Aber WIE das teilweise stattfindet, macht mich regelrecht wütend!
Ich habe bereits in einem vergangen Blog einmal das Thema „der Ton macht die Musik“ aufgegriffen. Und wieder sehe ich, dass gerade in diesen unsicheren Zeiten einigen der Ton arge Schwierigkeiten macht.

Meinungen ja – aber doch nicht so!
Selbstverständlich sind gerade viele Ängste da. Einige Menschen bekommen weniger Geld als zuvor, andere stehen vor dem wirtschaftlichen Aus, wenn sich nicht schnell etwas tut. Andere bangen um die Gesundheit ihrer Liebsten oder ihre eigene. Dass große Emotionen im Spiel sind, ist demnach mehr als nachvollziehbar. Aber dennoch denke ich, lässt sich Respekt vor anderen Menschen und Wertschätzung den Mitmenschen gegenüber auch verbal erhalten.
So stoße ich auf Videos mit Statements unter anderem von Menschen, die es rhetorisch eindeutig drauf haben und sich der Macht ihrer Worte durchaus bewusst sind. Denn sie sind zum Beispiel erfolgreiche Musiker, die vor allem mit ihren Texten überzeugten. Also kann ich davon ausgehen, dass es nichts mit Unwissenheit zu tun hat, wenn dort unterschwellige Unterstellungen und respektlose Formulierungen und Beleidigungen ausgesprochen werden. Ernsthaft? Wie kann man sich nur derart gehen lassen?
Auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist, Gefahren sieht, sprechen wir immer noch über MENSCHEN! Und das hat mit Respekt zu geschehen! Nur weil ich anders denke oder Verhalten nicht nachvollziehen kann, habe ich immer noch nicht das Recht den Menschen zu degradieren oder gar zu einem böswilligen Unmenschen zu machen oder sonst irgendwie zu beleidigen. Schon gar nicht, wenn ich weiß, dass mich Anhänger ernst nehmen, mir folgen, mir glauben! Wenn ich in der Öffentlichkeit stehe, habe ich eine ganz besondere Verantwortung.

Angst gibt es schon genug
Was für mich auch zu Respekt und Wertschätzung gehört, ist, den Menschen nicht bewusst noch mehr Angst zu machen, indem ich irgendwelche Behauptungen aufstelle. Natürlich mehrfach belegt. Ich wage zu behaupten, dass sich für fast jeden Standpunkt seriöse Quellen finden lassen. Meinung äußern und zur Diskussion stellen, ja. Aber nicht als einzige Wahrheit gepaart mit provokativen Formulierungen in die Welt bringen.
Was macht Angst? Unsichere Situationen und vor allem welche, die niemand im Griff hat. Die keinen menschlichen und somit irgendwie berechenbaren Lenker haben. Die sich vielleicht komplett unserer Kontrolle entziehen. Also was hilft? Menschen als Ursache suchen. Dann wird es wieder kalkulierbar. Denn diejenigen, die es in die Welt gebracht haben, haben die Kontrolle. Also wenigstens irgendwer.
Diese respektlose, angstschürende Sprache findet sich auch in Diskussionen über das Verhalten der Mitmenschen oder der eigenen Mitarbeiter oft genug wieder. Das ist der Nachteil der öffentlichen Diskussion – jeder kann es lesen. Wieder ist die Rede von „die“ und bei „denen“ kann man nur dies und das tun. Menschen, die anders denken als der Schreiber werden direkt abgewertet, beschimpft.
Ich lasse mich doch nicht einfach pauschal beschimpfen, weil ich zu einer gewissen Meinung stehe!

Wo bleibt denn da bitte der Respekt und die Wertschätzung meines Gegenübers (Adressaten in Abwesenheit)?
Mich machen solche Abwertungen immer unfassbar wütend.

Was ist das Ziel?
Welches Ziel haben die derart „Lauten“? Wollen sie uns eine Meinung mitteilen? Uns überzeugen? Oder einfach nur Dampf ablassen? Alles ok, aber nicht auf Kosten anderer!
Und besonders wichtig:
Ihr Lauten da draußen,
sollte es euch darum gehen, dass man euch ernst nimmt, sich mit euren Statements auseinandersetzt, dann erreicht ihr das sicherlich nicht mit Beschimpfungen, Pauschalisierungen und einer Ausdrucksweise, die mehr als zu wünschen übrig lässt.
Das schreckt ab und führt Null zum Diskurs, zur ernsthaften Beschäftigung mit dem Thema. Vielleicht habt ihr sogar sehr relevante Dinge zu sagen, wichtige Informationen ,die es sich lohnt zu überdenken. Aber es werden nur wenige dahinter kommen, da sie nicht bereit sind sich mit derartigen verbalen Ausbrüchen inhaltlich auseinanderzusetzen.

Das musste dringend einmal gesagt werden. Denn Zusammenhalt und sinnvoller Diskurs sind gerade so wichtig. Ängste nehmen, statt schüren und sich ernsthaft mit wichtigen Themen auseinandersetzen und Lösungen suchen statt nur zu (ver)fluchen.
In Zeiten wie diesen finde ich es besonders wichtig Gesicht zu zeigen – respektvoll.

Darum breche ich hier noch einmal die Lanze für Respekt und Wertschätzung! Immer und überall! Auch im schriftlichen Diskurs.